
Bruno Gröning
Bruno Gröning
Der Ingenieur Helmut Hülsmann suchte dringend Hilfe für seinen "unheilbar" kranken Sohn. Als er von Bruno Gröning und seinen Fähigkeiten erfuhr, lud er ihn zu sich nach Herford ein. Er kam, und bald darauf trat eine deutliche Besserung im Befinden des Jungen ein.
Hülsmann war davon so begeistert, dass er dies in der Öffentlichkeit bekannt machte.
Durch die Heilung ihrer gelähmten Schwester war eine Bekannte des Herforder Ingenieurs Helmut Hülsmann auf Bruno Gröning aufmerksam geworden und machte ihn mit der Familie Hülsmann bekannt. Der neunjährige Sohn der Familie, Dieter, litt seit frühester Kindheit an progressiver Muskeldystrophie (fortschreitender Muskelschwund).
Der Vater des Kindes schreibt in einem Bericht am 18. März 1949:
Der Vater berichtet weiter über das Geschehen, nachdem Bruno Gröning am 15. März 1949 ins Haus Hülsmann gekommen war:
„... Nach der Einwirkung durch Herrn Gröning setzte sofort die Durchblutung der Beine von den Oberschenkeln an beginnend ein... Es sind nun bereits einige Tage verstrichen, und die Gesundung macht von Tag zu Tag weitere Fortschritte...“
Er konnte sich bald wieder alleine aufrichten, erste Schritte machen und nach kurzer Zeit wieder gehen und Treppen steigen. Bis zum Sommer besserte sich sein Zustand so weit, dass er nach Aussage des Vaters von morgens bis abends ununterbrochen auf den Beinen sein konnte. [1] Hülsmann war von dem Heilungsgeschehen seines Sohnes so begeistert, dass er Presse und Öffentlichkeit darüber informierte und Bruno Gröning bat, in Herford zu bleiben und weiteren Kranken zu helfen. [2]
Bruno Gröning blieb, und von Tag zu Tag kamen mehr Heilungssuchende zum Haus Hülsmann am Wilhelmsplatz 7. Vom Balkon des Hauses aus hielt er Ansprachen und befasste sich auch im Hause mit Heilungssuchenden. Es kam zu zahlreichen, erstaunlichen Heilungen. [3]
Mit dem öffentlichen Bekanntwerden der Hilfen und Heilungen kamen immer mehr Hilfesuchende und Interessierte zur ersten großen Wirkungsstätte Bruno Grönings. Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum: „Blinde sehen, Lahme gehen!“ Das Unfassbare geschah, obwohl er nur zu den Menschen sprach.
Erich Sicker, Verleger der Publikation „Die Wunderheilungen des Bruno Gröning“ von Egon Arthur Schmidt, erschienen 1949, schrieb in seinem Vorwort:
„So kam es, dass ich eines Tages selbst in Herford vor dem Haus am Wilhelmsplatz stand [...] Und Menschen, Menschen aller Rassen und Nationen, vor dem Haus, im schmalen Hofgang, hinter dem Haus. Eine Anhäufung menschlichen Leides, ein Sammelbecken des Elendes, ein Meer der Verzweiflung und der aufrichtenden Hoffnung, eines einzigen, tiefen, inbrünstigen Glaubens zugleich. Als ich dann Einblick nehmen durfte in die vielen Zeugnisse von Grönings Wirksamkeit, als ich den Knaben [Anm.: Dieter Hülsmann] vor mir sah, der, vor wenigen Wochen noch ein hilfloses Bündel, heute wieder geht und steht, als ich die erschütternden Dankesbriefe von Menschen, denen geholfen wurde, las und sie selbst sprach, da war für Zweifel kein Raum mehr.“ [2]
betitelten ihn als „Wunderdoktor“, und immer mehr Menschen strömten nach Herford. Die „Rhein-Zeitung“ sprach vom „Kreuzzug der Kranken“, der „Stern“ nannte Gröning den „Messias von Herford“ und die „Süddeutsche Sonntagspost“ titelte „Mir bleibt der Verstand stehen – Bruno Gröning heilt Lahme, Blinde, Stumme“.
Weitere Informationen über dieses Geschehen in Herford, kompetent und einfühlsam beschrieben, finden Sie hier in Zitaten aus der Broschüre „Das Wunder von Herford" von dem Zeitzeugen und freien Journalisten Dr. phil. A. Kaul.
Aus einem zufälligen Gespräch mit einer Frau R. erfuhr ich, dass deren Schwester, eine in Hemsbach a. d. Bergstraße lebende Frau von 36 Jahren, seit einer Scharlacherkrankung im Jahre 1945 völlig gelähmt zu Bett liegt. Ärztliche Kunst – wiederholt versucht und angewandt – vermochte keine Änderung im Befinden der Kranken zu erzielen. Frau R. las in einer Zeitung von merkwürdigen und unerklärlichen Heilerfolgen eines Mannes in Herford in Westfalen, der angeblich imstande sein soll, Lahme gehend, Taube hörend und Blinde sehend zu machen. Sie beabsichtigte, nun mit ihrer Schwester nach Herford zu fahren, vielleicht sei dies die einzige Möglichkeit, um die Kranke von ihrem Leid zu befreien. Gleichzeitig wolle sie einen sechzehnjährigen Jungen aus ihrer Verwandtschaft mitnehmen, der seit seinem zweiten Lebensjahr als Folge einer Gehirnhautentzündung taubstumm ist.
Mir waren bisher weder der Name dieses angeblichen Wunderdoktors noch seine Heilerfolge bekannt, und um Rat befragt, wies ich darauf hin, dass mir aus der Vergangenheit und der Gegenwart viele Fälle in Erinnerung sind, wo Heilungen verschiedenster Art durch Behandlungen von sogenannten „Wunderdoktoren“, „Bauerndoktoren“, „Schäfern“, „Naturärzten“ usw. vorgekommen sind und dass man nicht ohne Weiteres dies alles als „Schwindel“ ablehnen könne. Man dürfe sich aber keinen falschen Hoffnungen hingeben und seine Gesundheit oder Krankheit „Quacksalbern“ anvertrauen, die vielleicht mehr Schaden anrichten, als sie jemals nützen können.
Ich erinnere mich dabei eines besonderen Falles während eines langjährigen Aufenthaltes in der Schweiz. Im Kanton Appenzell lebte in den zwanziger Jahren ein Mann namens Hugendobler, dem auch solche Fähigkeiten wunderbarer Heilungen nachgesagt wurden und dessen Person mich damals stark interessierte. Der Ruf dieses Mannes war so groß, dass man auch heute noch in der Schweiz von ihm spricht. [...]
ist viel großzügiger und erlaubt die Heilpraxis auch nicht approbierten Ärzten, ohne dies von Bestimmungen und Paragrafen abhängig zu machen, wie dies etwa bei uns der Fall ist. So ist es auch erklärlich, dass man dort leidenschaftsloser und ohne die sensationelle Lüsternheit des „Verbotenen“ oder „Ungesetzlichen“ viele Naturärzte praktizieren sieht, deren Erfolge oder Nichterfolge die Zahl ihrer Patienten wachsen oder schwinden lässt. Hugendobler blieb durch Jahrzehnte hindurch ein Helfer der leidenden Menschheit, was auch von ärztlicher Seite durchaus anerkannt wurde. Ich betone dies einleitend, um gleich am Anfang eine Berechtigung daraus abzuleiten, dass ich sine ira et studio [Anm.: nicht von Gefühlen und Vorurteilen bestimmt] schreibe, wenn ich auf das „Wunder von Herford“ eingehe, das ich hier aufzeigen will.
Mein Gespräch mit Frau R. endete mit dem guten Rat, den Versuch mit ihrer Schwester zu unternehmen und nach Herford zu dem unbekannten Manne zu fahren. „Nützt es nichts, dann schadet es nichts.“
Ich hatte dieses Gespräch mittlerweile wieder vergessen, bis ich nach etwa vierzehn Tagen Frau R. traf. Meine erste Frage war natürlich nach dem Ergehen ihrer Schwester. Was ich von ihr zu hören bekam, steigerte mein Interesse an dem Fall so sehr, dass ich mich kurzerhand entschloss, selbst nach Herford zu fahren, um den merkwürdigen Mann kennenzulernen, von dem man sich die sonderbarsten Dinge erzählt. Als gelegentlicher Mitarbeiter ausländischer Zeitungen trieb mich dazu auch ein berufliches Interesse, da – wie ich mittlerweile erfuhr – auch aus der Schweiz, aus Belgien, England und sogar aus Amerika Heilungssuchende zu dem Mann nach Herford kamen. Bei meiner Fahrt nach Herford wusste ich allerdings noch nicht, dass das, was ich dort sehen und erleben werde, den Niederschlag in einer längeren Abhandlung finden wird und den Rahmen eines Zeitungsberichtes überragen muss. Nach meiner Rückkehr wurde ich von so vielen Fragen bestürmt und um meine Erlebnisse befragt, dass ich mich entschloss, meine Berichte und das reichhaltige Bildmaterial in dieser Broschüre niederzulegen, um auch gleichzeitig den Glaubenden und Zweiflern eine Unterlage zu bieten, selbst darüber nachdenken zu können.
Mein Bericht ist wahrheitsgetreu und hält sich nur an das, was ich mit eigenen Augen sehen konnte. Ich bin auch Gerüchten nachgegangen und habe mit Geheilten gesprochen. Ich stand selbst unter den Massen der Heilungssuchenden vor dem Hause Wilhelmsplatz Nr. 7 in Herford, ich weilte eine Nacht lang im Hause des „Wunderdoktors“ und habe aus unmittelbarer Nähe alles beobachtet, was hier vorgeht. Ich habe mit Geistlichen und Ärzten gesprochen, Zeitungsberichte gelesen, Lahme, Blinde, Sieche und Gebresthafte gesprochen, ich habe Elend und Not gesehen und behördliche Bürokratie und Ohnmacht kennengelernt. Ich habe drei Tage und drei Nächte in Herford gelebt, gearbeitet, geforscht und versucht, eine Antwort zu finden auf die heute schon Millionen von Menschen bewegende Frage nach dem Mysterium von Herford. Ich habe mich davor gehütet, einer Massenpsychose zum Opfer zu fallen, wie ich es auch ablehnte, mich philisterhaftem Dünkel zu beugen. Was die Religion, was die Wissenschaft über Herford zu sagen hat, muss frei sein von dem Kampf der Meinungen des „Dafür“ und des „Dagegen“. Die Geschichte hat schon oft gelehrt, dass Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. In diesem Meinungsstreit um Herford gibt es Pharisäer und Schriftgelehrte auf der einen Seite. Auf der anderen Seite steht dieser plötzlich aus dem Dunkel aufgetauchte Mann aus Danzig, Bruno Gröning. Die einen berufen sich auf ihre Wissenschaft, der andere auf seinen Herrgott.
Es kann von niemand abgeleugnet werden, dass Bruno Gröning schon viele Kranke geheilt hat, die bisher als unheilbar galten. Die Schulweisheit beeilt sich zu erklären, dass dies nichts Außergewöhnliches sei, sofern es sich um Erkrankungen handle, die ihren Ursprung im Seelischen haben. Warum aber die Schulmedizin bisher so wenig Erfolge hatte in dieser Behandlungsmethode, das wird nicht gesagt. Oder sind diese Fälle so spärlich, dass man lieber ganz davon schweigt? Die „neue Heilmethode“ in Herford ist jedenfalls des Aufsehens wert, das man von ihr macht.
Zu Tausenden kommen die Kranken und Siechen in das kleine westfälische Städtchen, das in seinen Mauern den Wunderdoktor birgt. Mit Autobussen, Lastwagen, Personenwagen, mit der Bahn und zu Fuß, mit Pferdefuhrwerken und Fahrrädern, auf Leiterwägelchen, in Fahrstühlen und in Krankenwagen – Tag und Nacht kommen Menschenmassen nach Herford auf den Wilhelmsplatz, der von der protestantischen Kirche überragt wird, zum Hause Nr. 7, in dem Bruno Gröning bei den Eltern eines von ihm geheilten Kindes ein Obdach gefunden hat. Das menschliche Elend, das sich hier offenbart, ist erschütternd und grenzenlos. In den umliegenden Gärten und in den Anlagen sitzen die Kranken, stehen die Liegestühle, die Bahren, tage- und nächtelang warten die Angekommenen auf Heilung.
wollte die Polizei etwa 50 Mütter mit ganz kleinen Kindern die Nacht über in Baracken unterbringen; es half aber kein Zureden, sie wichen und wankten nicht von ihrem Platz, und auch der einsetzende Regen bewegte die Menschen nicht zum Fortgehen. Aus allen Gegenden Deutschlands strömen sie hier zusammen, die Hoffnungslosen und die Beschwerten, die Jünglinge und die Greise, Frauen, Mädchen, Kinder, aus allen Ständen und Schichten, Amerikaner, Engländer, Belgier, Schweizer, Schweden, Ungarn, Polen, ja selbst Zigeuner, die nach der erfolgten Heilung eines stummen Zigeunerkindes sich hier in Scharen einfinden. Lahme, Blinde, Taube, eine Gemeinschaft des Elends und der Not. Arme Menschen, ob sie nun im Luxuswagen sitzen oder sich mühsam auf ihren Krücken fortbewegen. Hoffnungslose und Hoffende, Müde und Verzweifelte, hundert- und tausendfältig ist nur der eine Wunsch: Heilung zu finden! Sie fragen ja alle nicht danach, ob das, was hier geschieht, den Genehmigungsvermerk einer Dienststelle, einer Behörde oder eines Ministeriums trägt, ob die Wissenschaft dafür oder dagegen ist, ob der, der sie heilen soll, ein Messias oder ein Schriftgelehrter ist, sie wollen geheilt werden von ihrer menschlichen Pein, sie wollen wieder tatenfrohe Menschen werden, sie wollen wieder gesunden.
Zwischen diesem menschlichen Elend und dem entstandenen Streit um Bruno Gröning klafft ein Abgrund menschlicher Unzulänglichkeit. Es melden sich die Zweifler, die Skeptiker, die Sensationslüsternen, die Konkurrenten, die Neidischen, die Schwätzer, die Poseure, die Eingebildeten und die Überheblichen. Sie alle glauben, etwas dazu sagen zu müssen, das Recht und das Gesetz zu vertreten, die öffentliche Ordnung und die Sicherheit zu beschützen. Angesichts dieses Elends und der erschütternden Sprache dieses Bildes sollten sie aber alle schweigen und sehen und sich stumm abwenden. Wenn ein Mensch, der zwanzig Jahre lang gelähmt im Stuhle lag, ein lebendiger Leichnam, sich plötzlich erhebt und unsicheren Schrittes seines Weges geht, dann ist etwas Unerhörtes geschehen, das jenseits des Alltäglichen liegt.
das man nicht zu begreifen vermag, auch wenn man mit viel Gescheitheit daran herumseziert und sich darauf beruft, dass damit noch kein wissenschaftlich exakter Beweis geführt sei, dass Gröning wirkliche – keine eingebildeten – Krankheiten geheilt habe. Ob die siebzigjährige Frau Klimphove aus Ennigerloh i. W., Ostenfelderstr. 123, die sieben Jahre lang gelähmt war, „eingebildet“ oder „echt“ krank war, das mögen die Ärzte entscheiden, die sie bisher erfolglos behandelt haben. Die Tatsache, die ich bezeuge, dass die alte Frau am 16. Juni 1949 gegen 14 Uhr nach vollen sieben Jahren sich ohne fremde Hilfe von ihrem Stuhl erhob und ihre Arme frei bewegte, gehört für mich zu jenen „Wundern“, die jenseits der engen Erkenntnisse menschlichen Verstandes liegen, zu denen wir nicht rechnend oder berechnend vordringen können. [...]
Wer zum ersten Mal mit diesem Manne zusammenkommt, hat keineswegs das Gefühl der Fremdheit. Man findet im Gegenteil sogleich eine innere Verbindung zu diesem merkwürdigen Menschen, dessen hohe Stirn mit dem scharf geschnittenen Profil Verstand und Wille ausdrücken. Das gewellte lange Haar, das in den Nacken fällt, verleiht dem Schädel ein imposantes Gepräge. „Wie ein Darsteller der Oberammergauer Passionsspiele“ meint meine Begleiterin nicht mit Unrecht. Das Eindruckvollste sind aber die blaugrünen Augen Grönings, die unter den vorgewölbten Bögen wie sinnend in die Weite blicken. Wenn sie auf einem Gegenüber ruhen, dann dringen diese Blicke wie durch eine gläserne Wand. Das gebräunte schmale Gesicht, das trotz der energischen Mundfalten Güte ausstrahlt, trägt einen verhaltenen Zug von Trauer. Ich habe ihn oft mit Kranken sprechen gesehen, und immer hatte ich den Eindruck, er weint innerlich über diese Not und das menschliche Elend, das sich seinen Augen darbietet.
Eitelkeit ist ihm so fremd wie die Pose; seine Berühmtheit, die seinen Namen in kurzer Zeit in ganz Deutschland und weit über die Grenze hinaus bekannt machen wird, hat es nicht vermocht, ihn in die Rolle eines Stars oder eines Prominenten zu zwängen.
Ich hatte die seltene Gelegenheit, mehrere Stunden in seiner nächsten Nähe zu verweilen und von dem sonst so schweigsamen Manne etwas aus seinem Leben zu erfahren. Er liebt es nicht, mit Fragen überfallen zu werden, man muss ihn selbst kommen lassen. Oft scheint es auch so, als ob er die Gedanken seines Gegenübers kennt und mit seiner Rede unvermittelt an das anknüpft, was man selbst eben gedacht hat. Dann spricht er wieder wie zu sich allein und scheint seinen Partner vergessen zu haben. Seine Augen sind dabei in die Ferne gerichtet.
Persönliche Bedürfnisse hat Bruno Gröning außer seiner betonten Liebe für Zigaretten und starken Bohnenkaffee kaum. Seine Kleidung ist bescheiden einfach, das Gesicht oft stoppelig, „weil ich keine Zeit habe, um mir diesen Luxus immer zu leisten ...“ Er lebt im Hause dankbarer Eltern, deren unheilbar krankes Kind, das jetzt wieder fröhlich im Garten spielt, von ihm geheilt wurde. Sie betreuen ihn auch, und Frau Hülsmann muss eine überzeugende Beredsamkeit entwickeln, wenn sie ihn zum Essen bewegen will. „Er isst fast nichts und lebt seit mehr als drei Monaten fast gänzlich ohne Schlaf.“ Fünf Minuten „nur zum Strecken der Glieder“ genügen für ihn. Gröning reckt seine Arme hoch und schließt für Sekunden die Augen. „Sehen Sie, nun habe ich genügend Schlaf gehabt!“ Das gesamte Haus bestätigt mir diese Tatsache.
Ich habe mich auch davon überzeugen können, dass Bruno Gröning für seine Heilungen weder Geld verlangt noch annimmt. Täglich bringt die Post über 2 000 Briefe, mehrere hundert Einschreibbriefe, über 300 Telegramme und Berge von Paketen und Päckchen. Er hat seine Mitarbeiter streng angewiesen, das Geld aus den Briefen und die ungeöffneten Pakete an die Absender zurückgehen zu lassen.
„Ich bin arm und will arm bleiben. Und die Gesundheit kann sich keiner erkaufen!“
Ein Besucher hat 10 000 DM geboten, um im Hause vorgelassen und geheilt zu werden. Gröning hat dieses Ansinnen zurückgewiesen:
„Ich nehme keine Heilung auf Kauf und Verkauf vor! Der Arme und der Reiche sind im Grunde doch gleich arm. Was glauben Sie, was mir schon alles angeboten wurde? Autos, Luxuswagen so viel ich wollte, Villen, Rittergüter, Schlösser, Geld, Gold, alles wurde mir schon zu Füßen gelegt. Sagen Sie das Ihren Lesern, damit die Verleumder schweigen. Soll ich Ihnen hundert Personenwagen holen? Ich bekomme sie sofort gestellt. Von jedem, wenn ich nur will!“
Gröning ereifert sich bei dieser Rede, und seine sonst so ruhige Stimme wird lauter und fast zynisch: „Nichts habe ich! Doch, ich habe zwanzig Pfennige in der Tasche!“
Er kramt in seiner Rocktasche herum und legt zwei zerknitterte Zehnpfennigscheine auf die Knie, wie mit sich selbst sprechend fährt er dann weiter: „Wenn ich einen Wagen brauche, dann sind es meine dankbaren Geheilten, die immer um mich herum sind. Ich brauche da gar nichts zu sagen, sie sind eben da, ob es Nacht ist oder Tag!“
Eine Eigenart dieses Mannes ist es auch, dass er alles vom Leben erstorbene aus seiner Umgebung verbannt. Er nimmt keine Schnittblumen an, weil es ihm frevelhaft erscheint, das Leben zu zerstören. Er liest auch keine Zeitungen und Veröffentlichungen über seine Person. Wenn ihm von seinen Mitarbeitern ein gehässiger Artikel überbracht wird, dann schiebt er mit verächtlicher Geste das Blatt auf die Seite: „Ich habe keine Zeit dafür!“
„Das will ich euch zu wissen geben: Der Mensch, der zu den Menschen zählt, der den göttlichen Glauben in sich hat und darin lebt oder der bereit ist, auch ihn in sich aufzunehmen: Diesen Menschen sei geholfen für alle Zeiten.“
[...]
„Alle, die hier sind, werden imstande sein, die Heilung mit nach Hause zu nehmen auch für ihre Angehörigen. Das bezeugte euch die große Zahl von Fernheilungen. Menschen, die schon dem Tode verfallen waren, sind ihm entronnen. Genau wie ich es angesagt, so ist es eingetroffen.“
[...]
„Die Heilung ist das Wenigste, wozu ich in der Lage bin. Weiteres dazu werdet Ihr noch zu wissen bekommen. Es wird euch in großes Staunen versetzen.“ [...]
Vorbemerkung: Die im Nachfolgenden aufgezeichneten Fälle habe ich aus nächster Nähe beobachtet und kann es jederzeit bezeugen, dass sich das, was ich hier beschreibe, vor meinen Augen abgespielt hat. Ich unterlasse eigene Kommentare dazu, um meinen Lesern es selbst anheimzustellen, eine Antwort darauf zu finden.
In einem Rollstuhl sitzt ein Mann, der sich mit seiner Gitarre das Brot verdienen muss. Vor vielen Jahren war der Name Hein Müller, Rennfahrer bei DKW, ein Begriff in der Sportwelt. 1929 stürzte er mit dem Motorrad bei einem Rennen in Köln, und eine verheißungsvolle Laufbahn fand dadurch jäh ihr Ende. Eine Rückgratverletzung und in deren Gefolge eine Nervenkrankheit führten zu dem Befund: Unheilbar. Bis 1941 schleppte er sich noch mühsam an zwei Stöcken vorwärts, und seit dieser Zeit ist der Achtundvierzigjährige an seinen Fahrstuhl gefesselt. Nach Verlust seines Geschäftes und durch die Währungsreform seiner letzten Geldreserven beraubt, ist er nun gezwungen, sein Dasein von der Milde der Mitmenschen zu fristen.
Zufällig kommt er nach Herford, der Heimatlose, und erhält am 15. Juni 1949 im Hofe des Hauses Wilhelmsplatz Nr. 7 eine Fernbehandlung. Er spürt, dass in seinem Innern etwas vor sich geht, das er zunächst noch nicht begreifen kann. Er erhebt sich aus seinem Fahrstuhl und macht einige schwerfällige Schritte an seinen Stöcken.
Am Fronleichnamstag sieht er Gröning zum ersten Mal, weil er ihm persönlich danken will. Er steigt aus seinem Fahrstuhl und geht mit wankenden Schritten auf Gröning zu, dem er mit Tränen in den Augen dankbar die Hand drückt. Sechzehn Meter geht er ohne Stöcke, für die Umstehenden ein sichtbarer Beweis für seine rätselhafte Heilung. „Dass ich wieder gehen kann, das ist ein Herrgottswunder!“ Mit teilnahmsvollen Worten erkundigt sich Gröning nach dem Schicksal dieses Mannes, der hier vor ihm steht: „Wovon leben Sie?“ Mit einer Handbewegung auf seine Gitarre deutend, antwortet der Mann: „Es blieb mir nichts mehr übrig als das. Ich habe mit den Behörden gekämpft und bin von Bekannten unterstützt worden.“ „Und Sie werden mir schreiben? Wo wohnen Sie?“ „Ich wohne nirgends, ich habe kein Heim!“ „Dann geht es Ihnen so wie mir. Ich habe auch kein Heim. Ich will Sie aber unterstützen, soweit ich das kann!“ Ein von Gröning Geheilter will ihm einen Geldbetrag überreichen. Gröning gibt das Geld dem Mann im Rollstuhl, ihm soll es helfen. [...]
Ich folge Bruno Gröning wie sein Schatten. Er ist nicht ungehalten über diese Neugierde, nur ab und zu trifft mich ein Blick aus seinen gütigen und forschenden Augen, und manchmal huscht es wie ein bedauerndes Lächeln über seinen Mund. Ein „Ungläubiger“. Er bleibt unvermittelt stehen und blickt in die Kamera, als ob er sagen wollte: „Warum macht Ihr so viel aus meiner Person? Lasst mich doch wirken, meine Zeit ist doch so kurz.“
Ein blasses Jungengesicht blickt zu ihm auf, ein ganz schwerer Fall von Lähmung durch spinale Kinderlähmung. Er lehnt seinen Kopf auf dieses unschuldige Kinderhaupt und spricht leise mit dem Knaben. Aus den müden Kinderaugen leuchtet ein Glanz der Hoffnung und Freude. Minuten verharrt Gröning in dieser Stellung, und ich sehe, wie er Tränen aus seinen Augen wischt. „Du wirst gesund, mein Junge!“, höre ich ihn beim Weggehen sagen.
Ein LKW, der ein Stück weiter wartet, steht schon seit achtundvierzig Stunden hier. Dreizehn Kranke aus Ennigerloh i. W. hoffen auf den Herforder Wundermann. Hier das gleiche Bild wie vorher. Gröning spricht leise und ruhig mit den Leuten, legt dem einen oder anderen die Hand auf die Schulter und gibt jedem sein Bild. Da sitzt die siebzigjährige Großmutter, Frau Klimphove aus Ennigerloh, Ostenfelderstraße 123, seit sieben Jahren ist sie völlig gelähmt. Die Hände liegen schlaff in ihrem Schoß. An ihrer Seite sitzt ein Tauber, viel Not und Elend auf so engem Raum. Wir gehen weiter. Da kommt plötzlich der Besitzer dieses Wagens, Herr Bernhard Goldstein, Ennigerloh, Ostenfelderstraße 46, der seine Dorfbewohner nach Herford gefahren hat, laut rufend hinter uns hergelaufen: „Herr Gröning, Herr Gröning, kommen Sie schnell! Frau Klimphove ist aufgestanden!“ Gröning wendet langsam den Blick gegen den Himmel und flüstert kaum hörbar: „Ich weiß es.“
Ich eile zu dem Wagen zurück und sehe dort folgendes Bild: Im Vordergrund steht die alte Frau Klimphove schluchzend und mit emporgehobenen Händen: „Ich kann es nicht fassen, ich kann es nicht glauben, ich kann ja stehen und meine Arme bewegen! Herr Gott, Du hast mir geholfen!“ Die Bewohner aus Ennigerloh fallen sich weinend und rufend in die Arme. Herr Goldstein, ein kräftiger großer Mann, dessen Hände davon sprechen, dass er fest zupacken kann und nicht zimperlich ist, verkündet es jedem, der es hören will, dass er bei Gott schwöre, seit sieben Jahren Frau Klimphove nicht gehen gesehen zu haben! Dabei rollen dem biederen Manne Tränen der Rührung und Freude über das Gesicht. Die Umstehenden sind von diesem erschütternden Bild so hingerissen, dass jeder mit den Tränen zu kämpfen hat. Die alte Oma kann sich nicht beruhigen, noch beim Abfahren des Wagens winkt sie mit beiden Händen der Menge zu. Eine Überglückliche unter den Glücklichen.
Unter den Heilungssuchenden, die in der Nacht vom 17. auf 18. Juni 1949 im Hause Wilhelmsplatz Nr. 7 weilen, befinden sich auch Engländer und Engländerinnen, die von dem Rufe Grönings gehört haben. Ein deutscher Arzt ist gleich mit drei seiner Patienten erschienen: Der Fall eines jungen Mannes mit Lungen- und Knochentuberkulose mit Versteifung des linken Beines, ein Knabe mit Lähmung der beiden Beine, ein junges Mädchen mit nervösen chronischen Kopfschmerzen.
Gröning stellt keine Diagnose. Dem Tbc-kranken jungen Mann sagt er auf den Kopf zu, er müsse besonders auf den Knochen des linken Beines achten. „Was spüren Sie jetzt?“ „Ein heißer Strom durchrinnt meinen Körper.“ „Und jetzt?“ „Es kribbelt im linken Bein.“ „Nun heben Sie Ihr Bein so hoch wie ich!“ Gröning macht es vor und hebt sein eigenes, abgewinkeltes Bein bis Bauchhöhe. Der junge Mann zögert. „Sie können es genauso machen wie ich!“ Ohne sichtbare Anstrengung bringt der Kranke das Bein, das vorher noch steif war, in die befohlene Lage. Ungläubig blickt er abwechselnd auf sein Bein und auf seinen Arzt. „Ist denn das möglich, ich kann mein Bein bewegen?“ „Sie werden gesund, aber es geht langsam bei Ihnen. Schreiben Sie mir!“ Und an den Arzt gewendet: „Halten Sie mich auf dem Laufenden!“
Der an beiden Beinen gelähmte Junge sitzt mit zwei Krücken neben seiner Mutter: „Mein Junge, stehe auf!“ Die Mutter fällt ins Wort: „Er kann nicht aufstehen, er ist doch gelähmt!“ Gröning dreht den Kopf herum: „Das sollen Sie nicht sagen!“, fährt er sie fast hart an, „Sie halten ja die Krankheit Ihres Kindes fest! Mein Junge, stehe auf, du kannst es!“ Rote Flecken auf dem schmalen Kindergesicht, der Mund zittert und Tränen rollen aus den Augen. Ergriffen sehen die zahlreichen Menschen in dem Raum, wie sich der Junge aus dem Sessel aufrichtet und nun dasteht, allein, ohne seine Krücken: „Und nun komm zu mir!“ Unsicheren Schrittes geht er auf Gröning zu, der ihm die Hand reicht und ihm lange in die Augen sieht. Liebevoll streicht er über das Haupt des Kindes und schickt es zur Mutter zurück: „Langsam weiter üben, nicht zu viel verlangen, die Beine sind noch zu schwach! Für den Heimweg nochmals die Krücken, die kannst du aber bald wegwerfen!“ Glückliche Kinderaugen und eine glückliche Mutter sind der Dank.
Das junge Mädchen mit den chronischen Kopfschmerzen ist schon geheilt, bevor Gröning es anspricht. Nein, es hat keine Schmerzen mehr. „Wollen Sie die Schmerzen wieder haben?“ „Nein, nein, um Gottes Willen, nein.“ kommt es von den Lippen.
Er hat wortlos diesen Vorgängen zugesehen. Er reicht Gröning die Hand: „Herr Gröning, ich stehe Ihnen ganz zur Verfügung, ich bekenne mich zu Ihnen!“ Gröning: „Ich gebe Ihnen drei Stühle frei für Ihre Patienten! Nehmen Sie schwere und auch leichte Fälle und geben Sie mir Nachricht. In vierzehn Tagen hören Sie Weiteres von mir!“
Anruf vom Krankenhaus in B. Eine Patientin verlangt dringend nach Gröning. „Sagen Sie, dass ich nicht weg kann. Ich habe noch bis morgen früh zu tun, ich werde aber helfen. Notieren Sie die Uhrzeit. Rufen Sie um 9 Uhr früh nochmals an!“
Wieder ein Anruf: „Ja, ich habe es versprochen, dass ich komme. Um fünf Uhr fahren wir hier ab. Ich bin dort und helfe!“ [...]
Ein Siebzigjähriger. Leidet seit vier Jahren an Schüttellähmung. Jetzt steht er da, ohne Stock, hoch aufgerichtet. „Ich bin von meinem Leid befreit!“
Noch zahlreiche andere Beispiele. [...]
Er ist ein Gebender, der nicht müde wird. [...]
Es ist längst Mitternacht vorbei. Die Stadt schläft. Im Hause Wilhelmsplatz Nr. 7 hat man keine Zeit zum Schlafen ...
„Es liegt nicht an mir kleinem Menschen und auch nicht an der Allmacht Gottes. Es liegt allein am Menschen selbst.“
„Die, welche da geheilt sind und wieder rückfällig werden, sind schwach geworden im Glauben. Wenn der Regelungsschmerz sie befällt, dann werden sie schwach und denken nur an ihr Leiden. Nur wer meine Worte befolgt, der wird das Leben erneuert haben.“ [...]
Drei- bis viertausend Menschen haben sich in den Abendstunden des 17. Juni 1949 auf dem Wilhelmsplatz vor dem Haus Nr. 7 angesammelt. Gesunde und Kranke, auf Krücken gestützt, mit Fahrstühlen, auf Krankenbahren, erwartungsvoll auf den Augenblick harrend, bis Bruno Gröning auf den Balkon des Hauses tritt.
Von der nahen protestantischen Kirche hallen die Schläge der dritten Viertelstunde vor 22 Uhr. Gröning tritt mit seinen Mitarbeitern aus der Flügeltüre, Beifallsrufe und Händeklatschen empfangen ihn. Schweigend blickt er auf die erwartungsvolle Menge. Es ist so still geworden wie in einer Kirche. Wolkenfetzen treiben über den dämmernden Abendhimmel, in den Kronen der Bäume rauscht der Wind.
Mit tiefer, weicher Stimme, kaum lauter als im Selbstgespräch, spricht Bruno Gröning:
„Meine lieben Heilungssuchenden! Dass ich etwas kann, habe ich schon vielfach bewiesen. Menschlichen Befehlen gebe ich nicht nach. Ich habe Dinge gelöst, von denen ihr als Wunder sprecht, es sind aber keine Wunder, es sind Selbstverständlichkeiten. Ein Mensch kann keine Wunder wirken, aber auch kein Mensch wird in der Lage sein, so etwas leisten zu können, was Ihr hier seht. Man will vielleicht verhindern, dass Ihr gesund werdet und dennoch werdet Ihr gesunden. Es ist auch nicht erforderlich, dass ich hier bin. Ich heile euch dennoch. Seit Jahrzehnten Gelähmte konnten wieder gehen. Blinde wurden wieder sehend, und Taube hörten die Sprache wieder. Und wenn sie mich in einer Regentonne in den Boden vergraben, dann geschieht doch, was geschehen soll. Aufzuhalten ist es nicht."
Ich weiß, dass zehn von hundert nicht ansprechen. Wer den Herrgott verspottet und nicht den Glauben hat, dem ist nicht zu helfen. Wenn man mein Helfen in Deutschland ganz verbieten will, dann bin ich gezwungen, in das Ausland zu gehen, aber auch dann wird sich hier nichts ändern. In der ganzen Welt soll sich die Heilung vollziehen.“ [...] „Alle Menschen, gleich welcher Nation, Rasse oder Religion sind es wert, dass ihnen geholfen wird. Wir sind alle Kinder Gottes und haben nur einen Vater und das ist Gott. Er allein kann helfen aus der Not und aus dem Elend, das wir tragen müssen. Nach Seinem Willen wird alles geschehen, auch wenn ich nicht bei euch bin. Was ich besitze, will ich hingeben, auch mein Leben. Wenn ich auch arm geblieben bin, dann bin ich doch der glücklichste Mensch auf Erden, weil ich helfen kann. Eines will ich nicht haben: Dank! Dankt eurem Herrgott, Er allein ist es, wenn es gelingen soll. Mein Leben gehört allen Menschen, und deswegen ist jede Minute und jede Sekunde kostbar. Es sollen weniger Worte, dafür umso größere Taten sein."
„Je größer das Leiden, desto länger die Regelung. Das Gute im Menschen muss das Schlechte verdrängen. Nach seinem Tun wird er gewogen, und wenn er nicht zu leicht befunden wird, dann verbleibt ihm die Hoffnung auf das Heil. Werfen Sie Ihr Leid von sich!“
in der einen Hand trägt er einen Klappstuhl, auf den ihn seine Angehörigen gesetzt hatten. Sein rechtes Bein war völlig gelähmt, auch die linke Hand war tot und steif. Er steht nun hier mitten in der Menge und geht unbehindert, wenn auch noch etwas zögernd herum. Seine Hand ist noch blau und etwas angeschwollen.
„Dir ist geholfen, weil du geglaubt hast! Hebt euren Arm, die Ihr Leiden und Schmerzen habt!“ Tausend Arme recken sich empor. „Und nun sollt Ihr keinen Schmerz mehr verspüren.“ Es sind nur noch wenige Arme, die gehoben werden.
„Ich will überall im Norden und im Süden, im Westen und Osten zu euch kommen, damit Ihr nicht kommen müsst! Ich werde euch zu wissen geben, wo Ihr mich erwarten könnt. Gott gebe euch alles Gute!“
Hundert Rufe dringen herauf. „Kommen Sie auch nach München, nach Stuttgart, nach Heidelberg, nach Kiel, an den Bodensee?“
Als ich zwei Stunden nach Mitternacht das Haus Grönings verlasse, stehen immer noch Hunderte wartend vor dem Tor, wartend und erwartend. Und oben sitzt der Mann, der nicht müde wird und keinen Schlaf kennt, mitten im Leid der Kranken, denen er hilft.
Sinnend gehe ich in mein Hotel. [...]
Meine Gedanken eilen zurück zu dem merkwürdigen Manne im Hause Wilhelmsplatz Nr. 7. Er sitzt dort mit leidbeschwerten Menschen, um die er ringt. In zwei Stunden muss er 180 km weit zu einer Schwerkranken ins Krankenhaus fahren, die um Hilfe rief. Die Spötter mögen verstummen und die Zweifler schweigen, denn es bedeutet ein Himmelreich für den, der gesund ist, und das Leben für den Geheilten.
Wie klein erscheint das Paragrafengeschwätz Akten blätternder Obrigkeit gegenüber dem unmessbaren und doch gegenwärtigen Etwas, das man als Wunder ansprechen, aber nicht anbeten soll. Wo der Verstand zu klein erscheint, das alles zu erfassen und zu ordnen, hüte man sich vor Überheblichkeit und Hochmut. In der letzten Not wird der Mensch klein und hoffend. [...]
„Ich bin auch verlacht und verspottet worden. Ich gehe aber immer weiter. Ich brauche nicht laut zu sprechen. Der Schall geht zu jedem Leidenden hin, und jeder empfängt das, was er sich schon lange ersehnt hat! Ich bin nur der Vermittler, allein der Glaube vermag alles. Und immer wieder: Der Dank gebührt nicht mir. Er gehört allein Gott!" [...]
In einem viertürigen Pkw liegt ein achtundvierzigjähriger Mann, Herr R. H. aus Duisburg. Er ist gelähmt, ein hilfloser Körper. Seine Angehörigen haben ihn auf Kissen in das Auto gebettet, um zum Wunderdoktor nach Herford zu fahren. Seit Tagen warten sie nun schon hier. Wie viele Heilversuche wurden in diesen langen zehn Jahren schon unternommen, die den Kranken ans Bett fesseln, wie viele Hoffnungen wurden enttäuscht, bis das resignierende Verzichten kam. Ein neuer Lichtstrahl leuchtet nun in seinem armen Leben auf, vielleicht ist dies die einzige Möglichkeit einer Rettung? Am Donnerstag, dem 16. Juni, es ist Fronleichnamstag 1949, wartet er, wie viele andere Tausende, auf den merkwürdigen Mann. Bruno Gröning tritt an seinen Wagen. Er beugt sich weit in das Innere und spricht leise mit dem Kranken. Nach Minuten geht er einige Schritte von dem Wagen weg. Mit dem Gelähmten geht eine Wandlung vor. Er zieht seine Beine an sich und richtet sich stöhnend auf. Die toten Beine, die vorher schlaff herunterhingen, erhalten plötzlich wieder Leben, und dann geschieht das Merkwürdige, das Wunderbare: Herr H. kriecht schwerfällig und mühsam aus dem engen Wagen heraus, ganz allein und ohne fremde Hilfe. Die Augen der Angehörigen im Wagen erstarren, der Pulsschlag setzt für Sekunden aus, ein einziger Schrei dringt aus dem Wageninnern: „Er läuft, er läuft!“
Schluchzend sehen diese erschütterten Menschen den vorher Gelähmten vor dem Auto herumlaufen, wie ein Besessener macht er schlenkernde Bewegungen, immer im Kreis herum, er schlägt Bögen und wankt, aber er kann gehen! Gurgelnde Laute kommen aus seinem Mund, die Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn: „Der Herrgott hat uns geholfen!“ Schwer atmend lehnt der Geheilte an der Wagentür, er kann es nicht fassen, nochmals muss er es versuchen, ob ihn nicht ein Traumbild foppt. Nein, er kann gehen!
Schweigend steht Bruno Gröning daneben. Er legt seine Hand auf die Schulter des Geheilten und mahnt ihn leise, langsam zu machen und sich nicht zu überanstrengen. „Haben Sie Geduld, Sie sind geheilt. Aber es dauert noch seine Zeit.“
Herr A. H. aus Wahrendorf, 58 Jahre alt, sitzt auch schon lange wartend hier. Seit zehn Jahren bewegt er sich nur mühsam am Stock weiter. Er kam mit der Hoffnung nach Herford, dass auch ihm geholfen werde, und es wird ihm geholfen. Er kann es nicht fassen, dass er nun allein ohne Stock gehen soll. Mit beiden Händen will er Gröning danken: „Danken Sie nicht mir, danken Sie Gott!“ [...]
Ein Blinder steht in der Reihe der Wartenden. Sein leerer Blick geht in die Nacht. Beim Näherkommen Grönings verändern sich die starren Züge des etwa Vierzigjährigen merkwürdig. Die Lippen fangen an zu zittern, die Hände bewegen sich nervös auf und ab. Nun steht Gröning vor ihm und spricht leise auf ihn ein. Seit dem vierten Lebensjahr ist dieser Mann erblindet, nur traumhaft erinnert er sich des Lichts, das er einmal geschaut. Dann brach die dunkle Nacht an. Hier steht er nun als Hoffender mit der letzten Hoffnung. Wird es sein? Gröning lässt ihn die Augen schließen: „Was spüren Sie jetzt?“„Es ist wie ein Brennen in den Augen!“ „Und jetzt öffnen Sie die Augen! Was geht nun vor?“ Der Blinde zögert mit der Antwort: „Es ist mir, als ob ein heller Schein vor meinen Augen liege!“ „Gehen Sie nach Hause! Sie werden wieder sehen!“
Da von ärztlicher Seite die überzeugenden spontanen Heilungen vielfach angezweifelt werden und sogar behauptet wird, in den meisten Fällen handele es sich nur um scheinbare Heilungen, die eher einer zeitweisen Schmerzensmilderung gleichen, habe ich einige Personen in Herford aufgesucht, die von Gröning geheilt worden sein sollen. Hier ist das Ergebnis:
Herr K. in H. bestätigt Folgendes:
"Ich litt seit Jahren an einem schweren Nervenleiden und stand in ärztlicher Behandlung. Mein Zustand verschlimmerte sich immer mehr. Durch eine Nervenlähmung wurde mein linkes Bein steif, ich konnte nur noch am Stock gehen, wobei ich das linke Bein nachzog. Dieser Zustand dauerte bereits seit fünf Jahren an. Zeitweise war mein Befinden so beeinträchtigt, dass ich vor Schmerzen nachts nicht mehr schlafen konnte. Mein linker Arm war so empfindlich, wie wenn ich eine schwere Verbrennung erlitten hätte, und es genügte ein Lufthauch, um meine Schmerzen bis zum Wahnsinn zu steigern. Ich versuchte alle Mittel, aber nichts konnte mir helfen. Durch Zufall erfuhr ich von der Heilung des Kindes Hülsmann und ging in meiner Not trotz größter Zweifel zu Gröning, der mir helfen sollte. Er fragte mich, ob ich glaube, dass er mir helfen könne. In diesem Augenblick war ich davon überzeugt. ,Was spüren sie jetzt?' Diese Frage richtete er weiter an mich. Ein Stich in meiner linken Schläfe, der über die Herzgegend bis zum linken Bein lief, verursachte mir furchtbare Schmerzen. Ich glaubte es nicht mehr aushalten zu können. ,Was spüren Sie jetzt?' Mit einem Schlag waren die Schmerzen wie weggeblasen. Ich konnte es gar nicht fassen, was mit mir vorging. Gröning sagte zu mir, ich solle nun gehen, er werde mich weiter fernbehandeln und ich werde wieder ganz gesund. Zu Hause hatte ich wieder Schmerzen, die bald wieder nachließen und in der ersten Zeit etwa zwei Mal täglich, später nurmehr einmal wiederkamen. Heute fühle ich mich völlig gesund, und Sie sehen, ich gehe jetzt ohne Stock, und mein Gang ist so normal wie bei jedem anderen Menschen. Das ist nun etwa zehn Wochen her.“
Auf meine Frage, wie das alles geschehen konnte, antwortet Herr K.: „Ich weiß es nicht; ich habe daran geglaubt, und es hat mir geholfen.“ [...]
Soweit Zitate aus der Broschüre von Dr. phil. A. Kaul, 1949
Über die Dauerhaftigkeit der Heilungen durch die Lehre Bruno Grönings war damals natürlich noch sehr wenig bekannt. Diese über Wochen bestehenden Heilungen waren somit ein erster Gegenbeweis zu den systematisch publizierten Behauptungen, es sei alles nur Suggestion, d. h., keine echte Heilung und deshalb nur von kurzer Dauer.
Heute liegen Erfahrungen aus jahrzehntelanger Erfolgsberichtsarbeit durch die Medizinisch-Wissenschaftlichen Fachgruppe (MWF) im Bruno Gröning-Freundeskreis vor, die zusammen mit Tausenden von Helfern ein Archiv mit Erfolgsberichten füllen konnten. Dabei hat sich neben der Durchbrechung des „Unheilbar“ auch die Stabilität dieser Heilungen auf geistigem Weg bestätigt, wie hier auch anschaulich aufgezeigt.
Auch dies kann nur ein Streiflicht über das aktuelle Geschehen sein.
Abkürzungen: a.a.O. (am angegebenen Ort) = die oben schon angeführte Fundstelle; ebd. (ebenda) = selbe Fundstelle wie direkt zuvor
[1] a) Helmut Hülsmann in: Schmidt, E. A.: Die Wunderheilungen des Bruno Gröning, Berlin: Falken-Verlag 1949, S. 85-87; Revue v. 14.08.1949
b) Süddeutsche Sonntagspost, 25.06.1949: „[...] Ein kleiner Junge kommt die Treppe heruntergesprungen. Die Leute klären mich auf: 'Das ist Dieter Hülsmann, der erste Kranke in Herford, den Gröning geheilt hat.' Das war vor drei Monaten.“
c) Der Stern, 29.05.1959: „ ‚Die Ärzte hatten meinen Jungen aufgegeben‘, erzählt Frau Hülsmann. ‚Peter wurde im ersten Lebensjahr krank und litt an fortschreitendem Muskelschwund. Seit acht Jahren lag er fest im Bett, konnte sich nicht rühren - ein Häufchen Unglück. Die Ärzte hatten uns ziemlich sicher gesagt, wann es mit unserem Jungen zu Ende sein würde. Da hört mein Mann eines Tages von Herrn Gröning. Er holt ihn zu uns, und das Wunder geschieht: ‚Geh spielen!‘ sagt Herr Gröning zu unserem Peter. Er steht auf, läuft ohne Stock die Treppen hinab und geht jetzt allein durch den Garten. Seine Füße sind noch deformiert, aber die Schenkel werden zusehends dicker und wieder normal.‘ Am 13. Mai sahen wir den kleinen Peter Hülsmann allein im Garten spielen.“ [Anm.: Für Dieter wurde fälschlich „Peter“ angegeben]
d) Bergfeldt, Dr. Jens, Herfords Wunderdoktor – Der Fall Gröning. Wiedensahl u. Minden 1949, S. 5: „Sehr nachdenklich stimmt die Meldung von der Heilung des kleinen Hülsmann, dem Herford überhaupt den Besuch Grönings verdankt. Der drastische Heilerfolg an diesem Kranken, der seit 1941 nur noch auf den Händen getragen werden konnte und den wir gesund und vergnügt im Garten ohne Spitzfuß, freilich noch mit spindeldürren Oberschenkeln herumspazieren sahen, gab das Signal zu einer Völkerwanderung [...].“
e) Siehe auch das Interview mit Erich Kuhlmann vom 24.02.1991 über Dieter Hülsmann, im Dokumentarfilm: Das Phänomen Bruno Gröning. Auf den Spuren des „Wunderheilers“, 2003, Mönchengladbach: Grete Häusler GmbH - Verlag, Teil 1.
[2] Schmidt, E. A.: Die Wunderheilungen des Bruno Gröning, Berlin: Falken-Verlag 1949, S. 85-87, S. 78-81
[3] Einige Beispiele:
Eine Frau aus Herford konnte seit Monaten nichts in der Hand halten und hatte auch in den Beinen Schmerzen verspürt. Nach einer Einwirkung Bruno Grönings konnte sie wieder alles in den Fingern halten (Westfalen-Zeitung vom 05.05.1949).
Ein ärztlich behandelter 16-Jähriger verspürte am ausgekugelten Schenkel ohne Schiene starke Schmerzen. Er hat nun ohne Schiene keine Schmerzen mehr (Westfalen-Zeitung vom 05.05.1949).
Die Frau des Masseurs Wemhöner stellte die Wiederbelebung ihrer seit 22 Jahren völlig tauben Kniegelenke nach der Ferneinwirkung Bruno Gröning fest (unbekannte, wahrscheinlich Duisburger Zeitung vom 13.05.1949).
Einem Kind, dessen Gesicht durch völlig deformierte Lippen hässlich entstellt war, wurde das hübsche Gesicht wieder geschenkt (Frankenpost vom 15.05.1949)
[4] Kaul, Dr. phil. A.: Das Wunder von Herford, Bensheim/Bergstraße: Lauda-Verlag, 1949, S. 4 ff.